Psychosomatischer Reizdarm? Nein, SIBO!

Das Reizdarmsyndrom (IBS) galt lange Zeit als rein psychosomatisch – ein Zustand, der viele Betroffene verzweifeln ließ. Oft wurden ihre Beschwerden nicht ernst genommen, da eine klare Ursache fehlte. Doch heute hat ein Paradigmenwechsel begonnen: Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass eine Dysbiose im Darm, einschließlich einer bakteriellen Überwucherung des Dünndarms (SIBO), der Auslöser der IBS-Symptome ist.

Wie ein aktueller Artikel der National Library of Medicine zusammenfasst, ist die Pathogenese von IBS inzwischen als multifaktoriell anerkannt. Studien berichten, dass bis zu 78 % der IBS-Patienten auch an SIBO leiden.

Obwohl die Ursachen von SIBO nicht vollständig geklärt sind, bieten neue Ansätze die Möglichkeit, die bakterielle Fehlbesiedlung im Dünndarm auszugleichen und die Beschwerden zu lindern. Dieser Fortschritt gibt Betroffenen nicht nur Hoffnung, sondern auch das Vertrauen, dass ihre Symptome endlich ernst genommen werden.

Möchtest du mehr über SIBO und seine Rolle bei IBS erfahren? In meinem Artikel erkläre ich die wichtigsten Fakten, Diagnosemöglichkeiten und Therapieansätze.

Was ist SIBO?

SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth), oder auf Deutsch die „Dünndarmfehlbesiedlung“, bezeichnet eine übermäßige Ansammlung von Bakterien im Dünndarm. Diese Bakterien, die normalerweise im Dickdarm vorkommen, gelangen an einen Ort, an dem sie nicht hingehören – in den Dünndarm- und verursachen dort eine Vielzahl von Beschwerden wie Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Übelkeit aber auch Müdigkeit u.v.m.

SIBO ist nicht gleich SIBO: Die 3 Typen von SIBO

 

Die Symptome von SIBO können variieren, je nachdem, welche Art von Bakterien überwiegt und wie stark die Fehlbesiedlung ist. Es gibt drei Haupttypen von SIBO, die jeweils unterschiedliche Gase produzieren und spezifische Symptome verursachen:

  1. Methan-dominantes SIBO «IMO»: Dieser Typ ist häufig mit Verstopfung (obstipationsdominant) verbunden. Methanproduzierende Mikroorganismen wie Methanobrevibacter smithii können die Darmbewegung verlangsamen und zu Blähungen, Bauchschmerzen und chronischer Verstopfung führen. In der IMO besiedeln diese Urbakterien sowohl im Dünndarm wie auch den Dickdarm.
  2. Wasserstoff-dominantes SIBO: Wasserstoffproduzierende Bakterien sind oft für Durchfall (diarrhödominant) verantwortlich. Symptome können vermehrte Blähungen, krampfartige Bauchschmerzen und eine beschleunigte Darmbewegung sein.
  3. Schwefelwasserstoff-dominantes SIBO: Dieser Typ ist seltener und kann sowohl Durchfall als auch Verstopfung verursachen. Schwefelwasserstoffproduzierende Mikroorganismen führen oft zu einem fauligen Geruch der Darmgase und können mit schwereren Symptomen wie Müdigkeit und systemischen Beschwerden einhergehen.

Die genaue Differenzierung der 3 SIBO Typen ist wichtig für eine gezielte Behandlung, da sich die therapeutischen Ansätze je nach vorherrschendem Gas und Symptomatik unterscheiden.

Symptome von SIBO

Häufig berichten Betroffene von:

  • Magen-Darm-Beschwerden: Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen, Verstopfung oder Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung, Übelkeit
  • Nährstoffmängel: Gewichtsverlust, Eisen- und Vitamin-B12-Mangel durch gestörte Nährstoffaufnahme
  • Systemische Beschwerden: Chronische Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Hautprobleme wie Akne oder Ekzeme
  • Unverträglichkeiten: Verschlechterung der Symptome nach dem Verzehr von Lebensmitteln mit FODMAPs oder Ballaststoffen, Histaminintoleranz
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Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen von SIBO sind nicht abschliessend geklärt. Es scheint jedoch klar zu sein, dass meist durch eine Kombination verschiedener Faktoren entsteht, die das Gleichgewicht im Verdauungssystem stören:

  1. Bewegungsstörungen im Darm (Motilität): Eine gestörte Darmbewegung kann dazu führen, dass Bakterien nicht effektiv aus dem Dünndarm abtransportiert werden.
  2. Strukturelle Veränderungen: Verwachsungen, Narben, Darmverletzungen oder Operationen können die normale Darmfunktion beeinträchtigen und das Risiko für SIBO erhöhen.
  3. Niedrige Magensäure: Ein Mangel an Magensäure erleichtert es Bakterien, in den Dünndarm zu gelangen und dort zu wachsen.
  4. Veränderung der Darmflora: Ein Ungleichgewicht in der Dickdarmflora kann dazu beitragen, dass die Bakterien zum Dünndarm hochwandern und sich dort ansiedeln.
  5. Geschwächtes Immunsystem: Störungen im Immunsystem können die Ansiedlung der Bakterien im Dünndarm begünstigen.
  6. Darmkrankheiten: Zustände wie Reizdarmsyndrom, Zöliakie, Leaky Gut oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen erhöhen das Risiko für SIBO.
  7. Medikamente: Längerer Einsatz von Protonenpumpenhemmern (PPI) oder Antibiotika kann das mikrobielle Gleichgewicht im Darm stören.

Wie stellt man die Diagnose SIBO?

Der Nachweis einer Dünndarmfehlbesiedlung erfolgt durch einen einfachen Atemgastest.

Liegt im Dünndarm eine bakterielle Fehlbesiedlung vor, bilden diese Bakterien aus den Kohlenhydraten der Nahrung (in Falle des Testes der Laktulose oder Glukose), Methan und/oder Wasserstoff. Diese Gase treten ins Blut über und lassen sich über die Lunge der der Ausatemluft messen.

Darüber hinaus können auch Mikrobiom- Untersuchungen des Stuhls oder Proben aus dem Dünndarm hinweise für SIBO liefern.

Was sind mögliche Therapien bei SIBO?

Ziel der SIBO Behandlung ist es, die Bakterien im Dünndarm zu reduzieren und das Wachstum neuer Bakterien zu verhindern.

Dabei ist genaue Differenzierung der SIBO Typen entscheidend für eine gezielte Behandlung.

Der therapeutische Ansatz bei einem SIBO richtet sich sowohl nach vorherrschendem Gas (Methan, Wasserstoff oder Schwefel-Wasserstoff), Symptomatik und individuellen Bedürfnissen des Betroffenen.

SIBO akut und langfristig behandeln

Akute Massnahmen, die helfen die Bakterienzahl von SIBO im Dünndarm zu reduzieren:

  1. Antibiotika: Rifaximin oder Metronidazol werden häufig eingesetzt, um die bakterielle Fehlbesiedlung zu reduzieren. Rifaximin hat sich in Studien signifikant wirksamer als Placebo erwiesen und gilt als relativ sicheres Medikament. Gelegentlich können jedoch Nebenwirkungen wie Durchfall auftreten.
  2. Natürliche Antibiotika: Bestimmte ätherische Öle und Pflanzenstoffe wie Oreganoöl, Neem, Nelkenöl, Thymianöl, Berberin und Knoblauchextrakt haben starke antibakterielle Wirkungen. Studien und praktische Erfahrungen bestätigen deren Effizienz. Wichtig ist jedoch, die individuelle Verträglichkeit zu berücksichtigen.
  3. Ernährung:
    • Eine kurzfristige Umstellung der Ernährung kann helfen, die Symptome von SIBO zu reduzieren, indem den Bakterien weniger Nahrung zugeführt wird.
    • Generell werden kohlenhydratarme Diäten wie die Low-FODMAP-Diät, die Bi-Phasic-Diät oder die Elemental-Diät empfohlen, die Proteine und gesunde Fette bevorzugen. Zucker, Süßigkeiten sowie ballaststoffreiche Nahrungsmittel wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Alkohol sollten vermieden werden.

Die Wahl des Antibiotikums und der Ernährungsstrategie sollte immer auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt werden. Ebenso ist eine fachkundige Begleitung essenziell, um langfristige Erfolge zu sichern.

 

Langfristige Therapien zielen darauf ab, Darmgesundheit und Darm-Motilität zu erhalten, um Rückfälle zu vermeiden.

  • Darmgesundheit aufbauen:
    • Behandlung von Leaky Gut oder entzündlichen Darmerkrankungen
    • Optimierung der Nährstoffversorgung (Vitamin B12, Eisen, Zink)
  • Motilität unterstützen:
    • Einsatz von Prokinetika (Medikamente, die die Darmbewegung anregen)
    • Ernährung mit kleinen, häufigen Mahlzeiten

Fazit

Die jüngsten Erkenntnisse zeigen, dass SIBO und das Reizdarmsyndrom (IBS) eng miteinander verbunden und oft die Ursache sind für langanhaltende Beschwerden, die vielen Betroffenen das Gefühl geben, allein gelassen zu sein. 

Dank eines neuen Verständnisses und moderner Therapieansätze gibt es Hoffnung: Eine individuell abgestimmte Behandlung kann helfen, das bakterielle Ungleichgewicht im Darm zu regulieren und die Beschwerden zu lindern.

Eine nachhaltige Lösung erfordert jedoch mehr als eine kurzfristige Behandlung. Der Schlüssel liegt in einem ganzheitlichen Ansatz, der nicht nur die Symptome adressiert, sondern auch die Darmgesundheit, die Optimierung der Nährstoffversorgung und die Unterstützung der Motilität einbezieht.

Mit fachlicher Begleitung und einer auf dich zugeschnittenen Strategie kannst du deinen Weg zu mehr Wohlbefinden und Lebensqualität finden – und dabei das Vertrauen zurückgewinnen, dass deine Beschwerden ernst genommen werden.

 

Wenn du den Verdacht hast, deine Beschwerden könnten mit SIBO zu tun haben oder du mehr über dieses Thema erfahren und ursachenorientiert deine Gesundheit optimieren möchtest, stehe ich gerne zur Verfügung. Reserviere dir gerne ein unverbindliches Erstgespräch und wir schauen uns gemeinsam deine Situation an und ob ich dich bei deinem gesundheitlichen Anliegen unterstützen kann.

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"Der Schlüssel zu ganzheitlicher Gesundheit führt
vom Darm über die Gene bis in den Körper und Geist."

Laura Maruccia

Darmgesundheit Darmflora aufbau Epigenetik DNA-Test Lifestyle Gesundheit Coaching Genomik-Mind
Als ganzheitlicher Ursachen-Gesundheits-Coach, Expertin & Trainerin für Epigenetik, Darmgesundheit und Unverträglichkeiten, unterstütze ich Menschen dabei, ihre Verdauungsprobleme, Unverträglichkeiten und chronischen Beschwerden in den Griff zu bekommen, indem wir die Ursachen ihrer Beschwerden identifizieren, anstatt nur die Symptome zu bekämpfen. Da ich selber davon betroffen bin, weiss ich, was es heisst, damit umgehen zu müssen. Mein Wissensmagazin möchte dir Informationen und Hintergrundwissen vermitteln, damit auch du deine Gesundheit durch Lifestyle und Biohacking Massnahmen wie Ernährung, Bewegung, Supplementierung wieder zu mehr Wohlbefinden, Vitalität und Lebensqualität findest.

Medizinischer Disclaimer:

Da ich ausschliesslich Coaching, Begleitung und Training anbiete und keine Therapie oder ärztliche Behandlung durchführe, ist es wichtig, den Unterschied zu kennen. Als Coach, Begleiter und Trainer stelle ich meinen Klient:innen Informationen und Empfehlungen zur Verfügung und unterstütze sie dabei, diese in ihrem Leben anzuwenden.

Die Inhalte der angebotenen Programme, Empfehlungen, Informationen auf der Webseite sowie die empfohlenen Analysen und deren Interpretationen sind nicht als Ersatz für eine ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung gedacht. Die Programme dienen der Grundversorgung, Optimierung und Prävention des eigenen Wohlbefindens. Das Befolgen der Empfehlungen und die Anwendung des vermittelten Wissens erfolgen auf eigene Verantwortung.

Falls während des Coaching-Prozesses ernsthafte Beschwerden auftreten oder eine genaue medizinische Diagnose erforderlich ist, sollten Klient:innen unverzüglich ärztlichen oder therapeutischen Rat einholen. Meine Rolle ist es, die Klient:innen zu unterstützen, fundierte Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen und präventive Massnahmen zu ergreifen, um ihr Wohlbefinden zu verbessern und zu erhalten.

Zusätzlich ist es wichtig zu betonen, dass die Wirksamkeit der vorgeschlagenen Massnahmen von individuellen Faktoren abhängt und daher variieren kann. Eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit medizinischen Fachkräften kann notwendig sein, um eine umfassende Gesundheitsvorsorge sicherzustellen.

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